Tiroler Herztag 2022 (Bericht)

Der Tiroler Herztag ist einer der Kernaktivitäten des Tiroler Herzverbands: ein Informations- und Diskussionsforum mit Breitenwirkung in der Öffentlichkeit. Und doch fand er weder 2020 noch 2021 statt ‒ „coronabedingt“, wie es allgemein heißt. Ein Schicksal, das die Veranstaltungsszene ganz allgemein wie im Rundumschlag getroffen hatte.

Umso euphorischer dann der 30. Tiroler Herztag am 24. September 2022 im Veranstaltungszentrum FORUM in Rum. Der Auftakt wie gewohnt musikalisch mit den „4 Hinterberger Musikanten“ ‒ mitreißend, charmant, teils spitzbübisch. Musik, die auch positiv auf das Leben mit Herzkrankheit abfärben kann. Ebenso vertraut die humorvolle Art des Moderators Viktor Haid: informativ wie auch pointiert, wenn er zum Beispiel den Achselkopf mit Hinweis auf den Chef der Innsbrucker Kardiologie,  Axel Bauer, einfach in Axelkopf umbenannte.

Beim offiziellen Auftakt dann etwas Ungewohntes. Der Präsident des Tiroler Herzverbands, Roland Weißsteiner, hatte sich kurz vor dem Herztag eine Kopfoperation unterziehen müssen, war zwar anwesend, aber übertrug dem Präsidenten des Österreichischen Herzverbands, Wolfgang Mastnak, die Eröffnung. Dem folgten Grußworte des Bundesgeschäftsführers Helmut Schulter sowie der Tiroler Gesundheitslandesrätin Annette Leja, in denen aus unterschiedlicher Perspektive die Bedeutung des Tiroler Herzverbands in der Gesundheitsszene deutlich wurde.

Und dann das Herzstück des Herztags: die Vorträge. Faszinierend die Vorstellung moderner katheterbasierter Therapie von Herzklappenerkrankungen durch Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer: in einem für den Körper überaus schonenden Verfahren können über eine Sonde neue Herzklappen implantiert werden, die schadhaften ersetzen und sofort ihre Arbeit aufnehmen. Hoffnungsvoll dann die Ausführungen von Priv.-Doz. OA Dr. Ivan Tancevski zur Lungengenesung nach COVID-19-Infektion: das Fallbeispiel eines Patienten, der sich nach Top-Intensivbehandlung und gelungener Rehabilitation besser fühlte und körperlich fitter war als zuvor. Priv.-Doz. Dr. Christoph Brenner machte nach der Pause deutlich, dass Blutfette nicht unter „schon bekannt“ abgehakt werden sollten: nicht nur dass Lipoprotein (a) allgemein weniger geläufig ist als Cholesterin, auch die gängige Ansicht, dass hohes HDL hohe LDL-Werte wettmachen würde, ist nach neueren Studien zu revidieren. Und schließlich Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mastnak mit einer Beleuchtung der Zusammenhänge zwischen dem Herz-Kreislauf- und dem Immunsystem, was erneut nahelegt, den Menschen als äußerst komplexes Wesen zu verstehen.

Wie schon die Herztage zuvor auch diesmal ein regelrechter Ansturm auf die Gesundheitsstraße unter der technischen Leitung von Ing. Gerhard Sedlak und seinem Team. Nicht nur, dass dieses Service kostenlos ist ‒ es bringt auch Prävention neu ins Bewusstsein: gezielt abgerufene Werte können Aufschluss über die Gesundheit bieten, aber auch Alarmsignale des Körpers identifizieren, die erst in der medizintechnischen Analyse sichtbar werden.

Durch den gesamten Herztag zog sich eine interessierte und interaktionsfreudige Stimmung: Gespräche, Diskussionen, Erfahrungsaustausch ‒ bei Medizinproduktständen oder beim Fruchtsaft. An den Gesichtern der Teilnehmenden war abzulesen, dass das Gehörte nachwirkt und nicht einfach ad acta gelegt wird. Nachhaltigkeit ist beim Herztag schließlich beabsichtigt. Die Akteure zogen sich, nachdem alle gegangen waren, zum gemeinsamen Essen zurück. In gewissem Sinn zu einem Arbeitsessen. Denn der Auftrag, für die Herzgesundheit in Tirol tätig zu sein, geht ja weiter.