Tiroler Herztag 2025

17. Oktober 2025, 17:00 Uhr – ein voller Saal, neugierige Stimmung. Der Tiroler Herztag 2025 stand ganz im Zeichen von „40 Jahre Tiroler Herzverband“ – 22 Jahre davon unter der weitblickenden, empathischen und einsatzfreudigen Leitung von Roland Weißsteiner. 40 Jahre Herz-Selbsthilfe, das bedeutet vier Jahrzehnte effizienter Gesundheitsförderung für Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen. Dieser immens wertvolle und dabei extrem kostengünstige Beitrag zum Tiroler Gesundheitswesen zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Denn international bestätigen zahlreiche Forschungen die vielfältigen Vorteile komplexer Rehabilitation: Steigerung der Nachhaltigkeit kardiologischer Interventionen, so zum Beispiel der Implantation eines Stents oder einer Bypassoperation, Kampf gegen soziale Vereinsamung, Verbesserung von Lebensqualität und deutliche Verringerung von Pflegebedürftigkeit.

Der Ort der Veranstaltung hätte besser nicht gewählt sein können: das AUVA Rehabilitationszentrum Häring, ein ideales Ambiente für die Thematik, das dem Tiroler Herzverband auch den Vortragssaal kostengünstig zur Verfügung stellte – einschließlich der funktionalen Infrastruktur und Technik. Präsident Weißsteiner überließ es diesmal dem früheren Präsidenten des Österreichischen Herzverbands, Universitätsprofessor Wolfgang Mastnak, als Moderator durch die Veranstaltung zu führen und sich dabei gleichzeitig als neuer Forschungsbeauftragter des Tiroler Herzverbands vorzustellen.

Der Eröffnungsvortrag von Universitätsprofessor Axel Bauer, seit 2019 Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie), nahm therapeutische Eingriffe bei Herzkranzgefäßerkrankungen ins Visier. Für Nicht-Mediziner perfekt aufbereitet, stellten seine Ausführungen die Aggressivität koronarer Erkrankungen dem hervorragenden Tiroler Rettungs- und Interventionssystem gegenüber. Dadurch ist es möglich, dass früher tödliche Infarkte heute ohne nennenswerte Folgen ausgehen – vorausgesetzt der akute Zustand wird sofort erkannt und die Überführung in die Klinik unmittelbar veranlasst. Die anschließende Diskussion zeugte vom hohen kardiologischen Kenntnisstand der Tiroler Herzpatienten. Der Dialog zwischen Laien und Spezialisten hatte professionelle Züge – die Bildungsarbeit des Tiroler Herzverband zeigt Früchte.

Komplementär zur Akutbehandlung dann der Vortrag von Dr. Christoph Puelacher zur stationären und ambulanten Rehabilitation, in dem insbesondere Ganzheitlichkeit und Patienten-Empowerment zur Sprache kamen. Bei der Rückführung in den Arbeitsprozess beziehungsweise einen möglichst nicht nachteilig beeinträchtigten Lebensalltag spiele das Bio-Psycho-Soziale Modell eine entscheidende Rolle, so Puelacher, das punktgenaue Abstimmen des Rehabilitationsprozesses. Ein deutliches Augenmerk legte Puelacher als Leiter eines medizinischen Schlaflabors auf die regenerativen und präventiven Funktionen eines erholsamen Schlafs. Probleme wie Schlafapnoe kamen dabei ebenso zur Sprache wie die „Reparaturfunktionen“ des Polypeptids Somatotropin.

Zurück in die Klinik: Dozent Christoph Brenner, stellvertretender Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III, stellte interventionelle Behandlungen der Mitralklappen-Insuffizienz im Innsbrucker Herzkathederlabor vor. Damit war der Kardiologe, Angiologe und internistische Intensivmediziner, der auch einen dezidierten Tätigkeitsschwerpunkt auf Prävention und kardiovaskuläre Regeneration hat, voll in seinem Element: Herzklappen, etwa auch Katheter-basierter Aortenklappenersatz (TAVI) und die interventionelle AV(atrioventrikular = Vorhof-Kammer)-Klappen-Rekonstruktion. Die anschließende Diskussion zeigte, wie sehr ärztliches Wissen, technisches Können und klinische Erfahrung entscheidend sind, um abhängig von Alter und Gesundheitszustand die jeweils beste Behandlungsform zu finden.

Universitätsprofessor Mastnak ging in seinen Ausführungen auf die komplexen Herausforderungen in Medizin, Rehabilitation und Selbsthilfe bei Polymorbidität (Mehrfacherkrankungen) ein, insbesondere die Kombination von kardiovaskulären und Nieren-Erkrankungen. Nicht nur, dass im fortgeschrittenen Alter gut zwei Drittel der Menschen eine Mehrfacherkrankung aufweisen, in vielen Fällen irritieren sich diese Störungen auch gegenseitig, was systemische Interventionen erfordert. Dass Herzversagen und nicht das terminale Stadium von Nierenerkrankungen (CKD-Stadium 5) die häufigste Todesursache in dieser Hochrisikogruppe sind, macht die pathologische Dramatik nur allzu deutlich. Lebensbegleitende, Selbsthilfe-basierte Rehabilitation bei Polymorbidität ist eine neue Forschungsdirektive im Tiroler Herzverband.

Im letzten Vortrag des Tiroler Herztags 2025 ging Universitätsprofessor Rudolf Kirchmair differenziert auf die Effekte von Rehabilitation von Herzerkrankungen ein und betonte, dass es heute völlig außer Frage steht, dass gezielte, komplexe und individuell abgestimmte Maßnahmen signifikante Positiva aufweisen, womit sich der Kreis zu obigen Vorträgen schließt. Gesundheit muss ganzheitlich gedacht werden, was gesunden Lebensstil, Prävention, systemische Intervention und komplexe Rehabilitation einschließt. Dass hier der Tiroler Herzverband einen unverzichtbaren Baustein darstellt, trat klar zutage.

Den Abschluss des Tiroler Herztags, der so exzellent von Präsident Weißsteiner und dem Team der Herzsportgruppe Wörgl mit Sepp Hager sowie anderen Herzsportgruppen vorbereitet worden war, gestaltete eine langjährige ärztliche Stütze des Tiroler Herzverbands: Dr. Gerald Bode, stellvertretender Ärztlicher Direktor der Privatklinik Wörgl, der erneut auf Mehrfacherkrankungen, insbesondere kardiovaskuläre Beeinträchtigungen in Kombination mit Diabetes, hinwies.

Ein Blick in die Gesichter der Teilnehmenden beim Verlassen des Vortragssaals verriet, wie sehr man an den Themen interessiert war, wie sehr man die menschliche Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten in Tirol schätzt, und wie gut man sich im Tiroler Herzverband aufgehoben fühlt. Mit einem Wort: Auf weitere 40 Jahre Tiroler Herzverband!

Der Tiroler Herzverband
Roland Weißsteiner